Der Mann und sein Bruder
Pfarrer Dr. Matthias Loerbroks

Der Mensch, adam, erkannte Eva, seine Frau. Sie wurde schwanger und gebar den Kain. Da sprach sie: kaniti – erworben habe ich, mit Adonai, einen Mann. Sie fuhr fort zu gebären, seinen Bruder, den Abel. Abel wurde ein Schafhirt, Kain wurde ein Diener des Ackers. Es geschah nach Verlauf von Tagen: Kain brachte von der Frucht des Ackers Adonai eine Spende, und Abel brachte, auch er, von den Erstlingen seiner Schafe, von ihrem Fett. Adonai achtete auf Abel und seine Spende, auf Kain und seine Spende achtete er nicht. Das entflammte Kain sehr, und sein Antlitz fiel. Adonai sprach zu Kain: Warum entflammt es dich? warum ist dein Antlitz gefallen? Ist es nicht so: Meinst du Gutes, trag es hoch! Meinst du nicht Gutes: vor der Tür lagert Sünde, hat Begehr nach dir – du aber, regiere sie! Kain sprach zu Abel, seinem Bruder. Aber dann geschah es, als sie auf dem Feld waren: Kain stand auf gegen Abel, seinen Bruder, und tötete ihn. Adonai sprach zu Kain: wo ist Abel, dein Bruder? Er sprach: Ich weiß nicht. Bin ich meines Bruders Hüter? Er aber sprach: was hast du getan? die Stimme des Bluts deines Bruders schreit zu mir aus dem Acker. Und nun, verflucht seist du hinweg vom Acker, der seinen Mund aufmachte, das Blut deines Bruders aus deiner Hand zu empfangen. Wenn du den Acker bedienen willst, nicht gibt er dir fortan seine Kraft. Schwank und schweifend musst du auf Erden sein. Kain sprach zu Adonai: Allzu groß zum Tragen ist meine Verfehlung. Siehe, du vertreibst mich heute vom Antlitz des Ackers, vor deinem Antlitz muss ich mich verbergen, schwank und schweifend muss ich sein auf Erden. So wird es sein: jeder, der mich findet, tötet mich. Adonai sprach zu ihm: darum: wer Kain tötet, siebenfach würde es gerächt. Und Adonai legte Kain ein Zeichen an, dass ihn nicht jeder erschlage, der ihn findet. Kain zog vom Antlitz Adonais hinweg und wurde sesshaft im Lande Nod – Schweife – östlich von Eden.

Es sind die kleinen Unterschiede im Text, die wie zufällig auftauchen und die doch Kain und Abel so verschieden machen.

Wir sehen eine Kleinfamilie:

Den Adam, den Menschen. Er wird im Gegenüber zu Eva, der Frau, zum Mann.

Wir sehen Eva, die Frau. Nachdem der Mann sie erkannte und sie schwanger wurde, wird sie zur Erschafferin mit Gottes Hilfe. Zweimal wird sie Mutter, zweimal kommt ein Kind in diesem Familienbild hinzu. Sie bekommen die Namen Kain und Abel.

Liebe Gemeinde, kennt Ihr das, wenn in Familien Gerechtigkeit herrschen soll, indem alle Kinder möglichst gleichbehandelt werden? So ist es in dieser Familie nicht. Vom Beginn ihres Lebens an werden Kain und Abel unterschiedlich behandelt und damit anders als der andere gemacht.

Denn als Eva Kain zur Welt bringt, ruft sie aus: Kaniti – ich habe einen Mann bekommen mit Gottes Hilfe. Sie feiert die Geburt und sie spricht ihrem Kind ein Geschlecht zu: es ist ein Mann, den sie für sich erworben hat, den sie mit Gottes Hilfe auf die Welt brachte. Sie feiert auch sich selbst, dass ihr das gelungen ist.

Und sie gebiert noch einmal – wieder einen Sohn, denn er ist der Bruder des anderen. Aber sonst schweigt der Text: kein Ausruf, keine besondere Freude, keine dezidierte Bezeichnung als Mann. Er heißt Abel. Aber noch vor seinem Namen hält der Text fest: er ist der Bruder.

Die Geschwister sind: Der Mann und sein Bruder.

Auch die Namen der beiden haben Bedeutungen. Der erste Sohn heißt Kain, das kann auch Speer oder Lanze heißen. Abel dagegen bedeutet „Luft“ oder „Hauch“. Der eine ein Speer, der andere ein Luftikus. Der eine wird Ackerbauer, der andere hütet Schafe.

Uns stehen da zwei sehr unterschiedliche Personen vor Augen. Der erste, Kain, wurde bei seiner Geburt sehr gefeiert – vielleicht auch wegen seiner Männlichkeit. Auf jeden Fall ist er hart, ein anpackender Ackerbauer. Ich würde sagen: wir haben es hier mit dem Beispiel eines richtig stereotypen Männerbildes zu tun. Ein ziemlich raubeiniger Kerl.

Und so ganz anders bei Abel. Zu Beginn von seiner Mutter nicht bejubelt, weniger auffällig oder dominant. Ein Hauch. Luftig. Er wird selbst nicht als Mann bezeichnet, er ist der Bruder. Er hat eine abhängige Männlichkeit aus der Ähnlichkeit zu seinem Bruder. Sonst passt die Kategorie vielleicht nicht sofort zu ihm. Er fällt wohl etwas aus dem Bild heraus, das beschreibt, was männlich ist. Vermutlich lebt er auch etwas, das Kain zwar von sich selbst kennt, das er aber nicht in sein Selbstbild als Mann integrieren kann.

Wir kennen die Geschichte und wissen, was die beiden Charaktere erwartet. Nur sieben Verse braucht die Geschichte des ersten Geschwisterpaares der Bibel bis zum Brudermord. Aber vor dem Mord wird noch ein Ereignis geschildert: Kain hat die Idee ein Opfer darzubringen und Abel macht es ihm nach. Das soll exemplarisch die Beziehung der beiden beschreiben. Man könnte sagen: Der Luftikus lässt sich inspirieren. Oder aber: Was scheinbar für seine Männlichkeit gilt – irgendwie abhängig von der seines Bruders zu sein – gilt auch für seine Handlungen, seine Performance. Er schaut sich ab, wie sich der andere verhält, was der tut, und denkt sich womöglich: Das macht man wohl so. Oder: Gute Idee. Das kam mit Sicherheit häufiger vor. Denn warum sollte sonst Kain danach so in Zorn entflammen?

Die Bibel erzählt, Kains Opfer wäre von Gott nicht angesehen worden. Wie auch immer man das wissen will – in jedem Fall ist es die Sicht von Kain. Er hatte doch die Idee, der andere hat sich nur „inspirieren“ lassen. Und jetzt ist das Opfer von Abel offensichtlich auch noch mehr wert. Das kann doch nicht sein! Warum kann denn sein Bruder nicht einfach etwas Eigenes machen? Warum kann der nicht einfach normal sein? Muss er, Kain, ihn denn immer bei der Hand nehmen? Ihn immer, immer noch, beschützen? Sein Hüter sein?

Wir wissen, wie es endet: Kain erhebt sich gegen Abel. Er schlägt ihn tot.

Und während Kain mit Gott einen Dialog führt, hören wir kein Wort von Abel in den wenigen Versen über sein Leben. Er kann sich nicht selbst erklären und beschreiben, wer er ist. Dafür war kein Raum.

Wenn ich mir dieses Beziehungsgeflecht so ausmale, dann ähnelt das dem, was mir Freund*innen erzählen, auch wenn es – zum Glück – in ihren Familien nicht zum Mord kommt. Auch sie schienen nicht so richtig ins Bild zu passen. Ihre Identität schien zu luftig, zu fluide zu sein. Menschen, die einfach nicht wirklich zu den Stereotypen passen. Ich kenne so viele, denen das Gefühl vertraut ist, anders zu sein, anders gemacht zu werden. Die das Unbehagen der anderen schon ganz früh spürten. Das erste Fremd-Sein, Nicht-Dazugehören ist so häufig in der Familie. Die erste Debatte um das Geschlecht, die sexuelle Orientierung, die Identität geschieht meistens an diesem Ort. Oder es hängt ein stilles Unbehagen im Raum.

In der Familie beginnt meistens das Anders-Behandelt-Werden und der Versuch, wie die Geschwister zu sein. Eine ständige Irritation, das peinlich berührte Schweigen der Eltern, das Genervt-Sein und auch die Wut und der Hass der Geschwister.

Der Luftikus bringt einen zur Weißglut. Irgendwie ist es immer schwierig mit ihm, weil er aus dem Raster fällt. Das nervt. Und richtig sauer wird man, wenn er dann auch noch erfolgreich ist, obwohl er doch alles abgeschaut hat. Wenn ihn andere so viel interessanter finden.

Ein Luftmensch, ein Luftikus. Ein Bruder? Ein Bruder Leichtfuß.

So hören wir Kain reden, hören ihn grummeln – und hören da auch Sehnsucht und Neid: der erlaubt sich was, was Kain sich verbietet; hat etwas, ist etwas, was Kain auch gern hätte und wäre, aber keinesfalls zulassen kann, sondern bekämpfen muss. Darum malt er ihn so negativ, zeichnet Karikaturen: der Andere, der Fremde, der Feind – überall und für alle.

Er beackert nicht den Acker, ist nicht verwurzelt im Land: wurzellos, bodenlos. Darum auch national unzuverlässig – man weiß nicht, woran man mit ihm ist.

Siehe, das Volk der Israeliten ist mehr und stärker als wir. Wohlan, wir wollen sie mit List niederhalten, dass sie nicht noch mehr werden. Denn wenn ein Krieg ausbräche, könnten sie sich auch zu unsern Feinden schlagen und gegen uns kämpfen.

Exodus 1,8–10

Sie sind ein Staat im Staat, in allen Staaten, beherrschen heimlich, unsichtbar die ganze Welt: die Banken, den Handel, vor allem die Presse, die Medien. Wehrt euch!

Wer guten Gewissens gegen Wehrlose vorgehen will, muss sie erstmal in Übermächtige umlügen, den Angriff in Verteidigung. Die Mörder nennen sich dann Schutzstaffel.

Wir hören weiter Kain reden, auch wenn das schwer erträglich ist:

Er ackert nicht, er züchtet Vieh, ist nicht sesshaft, schweift umher, ein Nomade. Und wird handeln mit dem Vieh, uns genauso das Fell über die Ohren ziehen wie seinen Tieren.

Der erste Schritt zum Heimischwerden ist Befreiung vom Alten Testament mit seiner jüdischen Lohnmoral, von diesen Viehhändler- und Zuhältergeschichten.

Reinhold Krause am 13. November 1933

auf der Sportpalastkundgebung der Deutschen Christen.

So reden Christen, die nichts mehr wissen, nichts mehr wissen wollen von Gottes befreiendem Handeln an Israel, seiner Beziehungsgeschichte mit diesem Volk und auch nichts von dessen Bedrohtheit. Nur noch giftige Pfeile gegen den konstruierten Juden, die konstruierte Jüdin.

Seine Frau ist verführerisch schön, sagt Kain. Vor allem verführerisch – lüstern, lasziv, nicht keusch und züchtig; nicht schüchtern: das schöne, aber nicht das schwache Geschlecht; ihrem Mann nicht untertan. Sie kann den Mund nicht halten, mischt sich immer ein in Angelegenheiten der Männer.

Und ist Abel, ist der Jude überhaupt ein Mann? Ein Jakob-Sohn – ein Muttersöhnchen. Sein Auftreten, sein Gang, seine Mimik, sein Sprechen: weibisch und weichlich.

Feindschaft gegen Juden, gegen Schwule, gegen Frauen gehen fließend ineinander über; Geistiges und Leibliches auch.

Juden Bürgerrechte zu geben, dazu sehe ich wenigstens kein Mittel, als das, in einer Nacht ihnen allen die Köpfe abzuschneiden und andere aufzusetzen, in denen auch nicht eine jüdische Idee sey.

Johann Gottlieb Fichte, 1793

Er hat sich, heißt es, assimiliert. Was ja bedeutet: er simuliert. Nichts an ihm ist echt. Ihm fehlt die Tiefe – ein Luftmensch, nicht gegründet, nicht verwurzelt; nichts ist naturwüchsig und organisch, alles artifiziell. Elegant und galant, aber ohne Substanz.

Der Jude an sich ist unfähig, sich uns künstlerisch kundzugeben, er kann nur nachsprechen oder nachkünsteln. Was der gebildete Jude auszusprechen hat, wenn er künstlerisch sich kundgeben will, kann nur das Gleichgültige und Triviale sein, weil sein ganzer Trieb zur Kunst ja nur ein luxuriöser, unnötiger ist.

Richard Wagner, 1850

Klug ist er nicht – aber schlau, geschickt, listig, verschlagen. Er schafft keine Werte, ist auch kein ehrbarer Kaufmann – der Luftmensch jongliert mit Finanzen.

Kann man in Deutschland ein Wort zur Judenfrage reden, ohne zu erwähnen, was das jüdische Literatentum am deutschen Volk gesündigt hat durch Verspotten des Heiligen seit den Tagen Heinrich Heines und was in manchen Gegenden das Bauerntum zu erleiden hatte durch jüdischen Wucher?

Theophil Wurm,

württembergischer Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzender, 1948

Mit der Unterscheidung zwischen religiösem Antijudaismus und dem Antisemitismus, der mit Religion nichts zu tun haben will, ist es, wie wir hören, nicht weit her. Auch da ist die Grenze offenkundig fließend.

Kain sagt über seinen Bruder:

Der meint, von Gott bevorzugt zu werden, auserwählt zu sein. Ihm gelingt in der Tat viel von dem, was er tut und treibt; er scheint minderwertig zu sein und zugleich überlegen. Doch er meint ja den Gott des Alten Testaments. Und der geht uns nichts an. Wir hörten die Stimme der Deutschen Christen: Befreiung vom Alten Testament mit seiner jüdischen Lohnmoral!

Kains Reden. Immer wieder hören wir Neid. Und eine tiefe narzisstische Kränkung. Mit Händen und Füßen wehrt sich die Christenheit gegen die Erwählung Israels, versucht, sie aus dem eigenen Glauben zu tilgen. Und verkündet das als Befreiung.

Wir hörten, wie solches Reden zu Mord und Totschlag führt. Und wir hörten weiter:

Der Mord hatte Folgen auch für Kain. Er ist gezeichnet. Er lebt nicht mehr naturwüchsig selbstverständlich verwurzelt. Er lebt nun das Leben, das er Abel unterstellt, um das er ihn auch beneidet hatte: unstet und flüchtig; schwank und schweifend; heimatlos und ruhelos. Seine Tat lässt ihm keine Ruhe. Er lebt nicht mehr im Einklang mit der Natur auf seinem Acker. Der ist seit dem Mord kontaminiert. Das Blut seines Bruders schreit zum Himmel. Nichts ist mehr natürlich – was also soll da widernatürlich heißen? Er baut eine Stadt. In ihrer Anonymität verbirgt er sich vor dem Angesicht Gottes. Und hört doch dessen Fragen: Mensch, wo bist du? Wo ist dein Bruder? Was hast du getan?

Wie wir die Geschichte des Brudermords kennen, wissen wir auch von der jahrtausendelangen Ausgrenzung und Verfolgung von Personen, die nicht in das klassische, in das heteronormative Rollenbild hineinpassen. Dieses Jahr gedenken wir besonders der Verfolgung von Homosexuellen und als homosexuell gedeuteten Menschen im Nationalsozialismus. Sie wurden aufgrund unterschiedlicher Kategorien und Paragrafen verfolgt, ihr Leben systematisch gestört, sie wurden in Zuchthäuser, Gefängnisse und in Konzentrationslager verschleppt, gefoltert und ermordet. Nach 1945 ging die Verfolgung weiter: der Paragraph 175 des Strafgesetzbuches, der die Grundlage zur Verfolgung mann-männlicher Sexualität war, galt in dieser Form in der Bundesrepublik Deutschland bis 1969. Und auch die Verfolgung und das Unsichtbar-Machen lesbischen Lebens ging weiter.

So viele Geschwistermorde hat die Geschichte gesehen! So viel Ausgrenzung, Verfolgung, Hass und Mord gibt es auch heute gegenüber Menschen, die scheinbar anders sind.

Es gibt etwas in all diesem, was mich zutiefst beeindruckt: Der rosa Winkel, der von als homosexuell verfolgten Männern und als Männer gelesenen Personen im KZ-System getragen werden musste, blieb nicht nur ein Zeichen der Verfolgung. Er wurde in den 1970er Jahren ein Zeichen der internationalen Schwulenbewegung. Das aufgezwungene Zeichen, das Verfolgung, Leid und Ermordung bedeutete, wurde zum selbstgewählten Zeichen der Zusammengehörigkeit. Ein Symbol der Selbstermächtigung, das doch den Schmerz und das Leid ständiger Ausgrenzung und Verfolgung mitträgt.

Für viele, die anders gemacht werden, kommt die befreiende Erkenntnis über ihr eigenes Sein im Kontakt mit anderen, die ähnliches erlebt haben. Schlug einem in der eigenen Familie Unverständnis entgegen, kann man sich mit anderen, die auch aus dem gesellschaftlichen Raster gefallen sind, ausprobieren und neue Bezeichnungen lernen für das, was man sein könnte und wie man fühlt. Man kann erkennen, was das richtige Wort, der richtige Name für einen selbst sein kann. Mit den richtigen Worten kann man sich auch selbst besser verstehen und beschreiben. Das ist ein wundervoller, ein schöpferischer Akt, wenn es plötzlich die richtigen Worte gibt. Wie Eva hat man etwas Neues erworben mit Gottes Hilfe. Nur vielleicht ist es kein Mann.

Was für ein Glücksgefühl, wenn eine Bezeichnung, ein Name zu einem selbst passt! Natürlich muss das eine andere Bezeichnung, ein neuer Name sein. Schließlich hatten die alten ja nicht gepasst, gehört man selbst ja nicht in die Kategorien, die klassisch existieren. Doch es kann bis dahin ein weiter Weg sein und welche Identität ist schon ungebrochen?

Neben der Auseinandersetzung mit sich selbst war und ist es auch ein Kampf mit den herrschenden Verhältnissen, wenn man aus klassischen, heteronormativen Kategorien herauszutreten versucht. Es ist ein Kampf mit der Ignoranz, mit der Abneigung, dem Hass in der Gesellschaft. Und es bleibt die Angst vor Ausgrenzung, Verfolgung, Gewalt und Mord. Sie ist so berechtigt. Auch heute noch. Auch in Deutschland.

Auch die Geschichte mit der Familie geht weiter. Manchmal wieder in wachsender Nähe oder in immer größerer Distanz. Wenn man lernt, wie man selbst ist, dann muss man nicht mehr bei den anderen „abschauen“ oder überprüfen, wie man sich als Bruder zu verhalten hat. Auch das führt zu Irritationen in der Familie und manchmal auch zu Hass, denn jetzt wird noch viel deutlicher, dass Abel anders ist. Aber vielleicht ist Abel dann nicht mehr der Luftikus. Womöglich gibt es Abel nicht mehr, sondern Abel hat nun einen neuen Namen. Auch das sorgt bei den anderen für Unbehagen, aber es befreit Abel. Schließlich passt es. Die selbstgewählte Bezeichnung, der eigene Name passen.

Was andere mit ihrer Geburt bekommen, kann man für sich selbst erwerben. Kaniti – ich habe einen Menschen erworben.

Amen.